Sklavenlager

......

<---- Umlaufbahn

Die Nemesis landete ohne größere Probleme bei den ihnen zugewiesenen Koordinaten. Allena hoffte, dass der Plan sich als Sklaventtansporter auszugeben, auch wirklich aufgehen würde als sie auf Zaeema wartete um dann den Hangar zu öffnen und die Sklaven an Bord zu nehmen. Ich hofffe nur, die wollen keine Credits von uns bevor wir die Sklaven an Bord nehmen, dachte sie.

<-- Umlaufbahn

Zaeema eilte aus dem Cockpit zur Laderampe. Auf halbem Weg erschien auch Karn hinter ihr. "Also wie besprochen - du hältst dich im Hintergrund und versuchst, dich zum passenden Zeitpunkt in die Systeme einzuklinken!", gab sie noch letzte Anweisungen.

Zaeema gefolgt von Karn erreichten den Hangar, also öffnete Allena die Laderampe und setzte dann einen geschäftigen Gesichtsausdruck auf, während sie ein Datapad in der Hand hielt und bereit war, jederzeit ihren Blaster zu ziehen, der prominent an ihren Gürtel baumelte.
Vor der Nemesis stand ein einzelner Mann, der etwas ungeduldig aussah und dann die Laderampe betrat sobald diese vollständig geöffnet war.

"Und? Habt ja lange genug auf euch warten lassen...", grummelte der Mann ungehalten und zog seinerseits ein Datapad hervor, eine Bewegung, die Zaeema unbewusst Ihren Waffengürtel streifen ließ.

Der Mann schien sich allerdings nicht sonderlich für sie zu interessieren, sondern blickte stur auf sein Pad. "Das wären dann 75... habt ihr hier überhaupt soviel Platz?" Zum ersten Mal schien er seine Umgebung bewusst warzunehmen und ließ seinen Blick über das Innere des Laderaums der Nemesis schweifen.

"Natürlich, sonst wären wir ja wohl nicht mit diesem Schiff hergegflogen", erwiderte Allena und klang dabei möglichst verärgert, "Wir haben noch einen zweites Hangardeck, wo wir sie aufbewahren können."
Das entsprach zwar nicht unbedingt der Wahrheit, aber der Kerl sollte ja nicht erfahren, dass sie vorhatten die Sklaven zu befreien. Ob sie wirklich für 75 Passagiere Platz haben würden oder nicht, war eine andere Frage.

Der Sklavenhändler zuckte mit den Schultern, als ob es ihm eigentlich egal wäre - was es ihm auch war. "Meinetwegen. Wenn euch ein paar unterwegs verrecken, soll es mir egal sein, solange ich mein Geld habe. Ich nehme an, ihr wollt die Ware vorher inspizieren?"

Ohne eine Antwort abzuwarten schlurfte er voran, wieder die Rampe hinab und auf das größte Gebäude, das an den eher mikrigen Landeplatz grenzte, zu. Offensichtlich hielt er es für selbstverständlich, dass die Neuankömmlinge ihm folgen würden.

Allena wollte gerade antworten, als der Kerl schon los ging. Vermutlich in Richtung Sklaven. Allena warf Zaeema einen kurzen Blick zu und folgte den Mann dann in Richtung Sklavenlager. Falls sich das Ganze hier doch noch als Falle erweisen sollte, dann würde es nicht mehr lange dauern bis es soweit war. Karn würde vermutlich beim Schiff zurückbleiben, und Zaeema Allena hoffentlich folgen, für den Fall dass sie Rückendeckung brauchte.

Der Mann öffnete die Hangartüren in eine Halle in der eine angekettete Menschenmenge kauerte. Zaeema mußte kurz die Augen schließen und die Erinnerungen herunterschluckten, bevor sie weitergehen konnte.

Zum Glück war der Sklavenhändler viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um ihr viel Aufmerksamkeit zu widmen; außerdem schien er beschlossen zu haben, dass Allena seine Hauptanspechpartnerin war. Das konnte Ihnen noch zu Gute kommen. Gerade eben legte er wieder die Vorzüge seiner Ware dar: "... und wenn der Preis so stimmt, freue ich mich schon darauf, wieder mit euch Geschäfte zu machen!"

Allena ließ sich nichts von dem, was sie wirklich über die anwesenden Sklaven dachte, anmerken. Am Liebsten hätte sie ihren Blaster gezogen und den schleimigen Typen, mit dem sie hier unterwegs war niedergeschossen genau wie alle anwesenden Wachen, aber wenn sie Erfolg haben wollten, dann durfte sie das natürlich nicht. Also spielte sie ihre Rolle weiter. Zumindest sahen die Sklaven recht gesund und gut genährt aus. Was natürlich nichts zu sagen hatte. Vermutlich sollten sie diesen Eindruck erwecken.
Der Mann schwafelte ihr von der guten Qualität seiner "Ware" vor und achtete dabei kaum auf Zaeema.
"Falls die Ware sich als für uns zufriedenstellend erweisen sollte, kommen wir gerne auf dieses Angebot zurück", erwiderte Allena auf die letzte Aussage des Mannes, "Ich nehme an, Sie haben Gesundheitszertifikate, die uns bestätigen, dass wir auch wirklich "reine" Ware von Ihnen erhalten?"

Der Mann stockte kurz als hätte ihn Allena aus dem Konzept gebracht, fuhr aber dann sofort fort: "Natürlich, natürlich. Wenn ihr mir in mein Büro folgt?" Während sie sich weiterbewegten gab er hinter seinem Rücken einer der Wachen ein Zeichen, das wohl diskret sein sollte.

Allena fand, dass das nicht sehr überzeugend klang. Vielleicht sollten sie hier doch an der Nase herumgeführt werden. Oder sie waren durchschaut worden. Vielleicht scherten sich die Käufer, die von diesem Scharlatan hier normalerweise die Sklaven kauften, nicht um die Gesundheit ihrer Ware. (Was ein Grund mehr für Allena wäre das Konzept der Sklaverei nicht zu verstehen. Was brachte es einen Geld für Sklaven auszugeben, die jeden Moment tot umfallen könnten?)
Sie nickte also und folgte dem Mann in Richtung Büro in der Hoffnung, dass Zaeema ihr den Rücken im Falle eines etweiligen Angriffes freihalten würde.

Nach einem längeren Weg - wenn sich Zaeema nicht sehr täuschte führte der Mann sie eindeutig im Kreis herum - kamen sie endlich in einem ziemlich unordentlich wirkenden Büro an. Eine Sekunde lang sah sich der Sklavenhändler suchend um und entfernte dann einen Stapel altmodischer Papiere von einem Sofa, dass eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte. Nach einem weiteren suchenden Blick deponierte er die Papiere mit einem Schulterzucken auf dem Boden neben dem Schreibtisch. "Bitte, bitte, nehmt Platz, damit wir das Geschäftliche besprechen können." Selber ließ er sich auf einem Drehsessel hinter dem Schreibtisch nieder, auf dem sich ein Wirrwarr aus Datapads befand.

Bisher waren sie nicht angegriffen worden. Es sei denn man zählte den Versuch des Mannes sie beide mit seinen ungeordneten Papieren zu erschlagen. Auf jeden Fall wirkte dieser Ort hier nicht gerade wie das Büro eines seriösen Geschäftsmannes. Gab es wirklich Leute, die dumm genug waren, mit einem wie dem Geschäfte zu machen?
"Danke, wir stehen lieber", meinte Allena, die nicht vorhatte sich auf dieses Sofa zu setzen. Wer wusste schon, was darin alles lebte.

Der Mann warf einen erstaunten Blick auf die beiden anwesenden Frauen, als könnte er sich nicht vorstellen, warum man es sich in seinem Büro nicht gemütlich machen wollte. Kurz darauf kam er zur Sache und begann mit den Verhandlungen, die sich ganz offensichtlich in die Länge ziehen würden. Unbemerkt drückte Zaeema einen Knopf der ein Signal an Karn abschickte, dass er sich jetzt auf den Weg machen sollte.

Der Mann schien etwas beleidigt über Allenas Weigerung sich hinzusetzen zu sein, ließ sich davon aber nicht besonders lange aus dem Konzept bringen und begann dann damit wenig glaubwürdige Unterlagen zu präsentieren und einen vollkommen unrealistischen Preis zu verlangen, von dem er offensichtlich wusste, dass ihn so oder so niemand bezahlen würde.
Das Ganze kam Allena fast so vor als würde er absichtlich Zeit schinden, aber da sie ihren Plan durchführen wollten, spielte sie weiterhin ihre Rolle und begann zu Verhandeln.

Karn schluckte als er sah, dass es an der Zeit war. Ich weiß jetzt schon, dass ich dass bereuen werde... Trotzdem nahm er seinen Mut zusammen und schlich dann wie vereinbart langsam die Rampe hinab und bewegte sich möglichst ohne sich entdecken zu lassen auf das Gebäude zu. Was freilich einfacher war, da hier niemand sonderlich wachsam zu sein schien.

Im Büro fuhr derweil der Sklavenhändler damit fort, Zeit zu schinden, bis eine der Wachen mit einem Datapad hereinkam. Der Sklavenhändler seufzte erleichtert auf, schien dann zu merken, was er getan hatte, und nahm hastig das Datapad an sich während er den Wachmann hinausscheuchte. "Ah, hier, das sind die Unterlagen, die ihr sehen wolltet?", bot der Sklavenhändler das Datapad dann Allena an.

Allena nahm stumm das Datapad entgegen. War hier vor ihren Augen wirklich gerade das abgelaufen, von dem sie annahm das es geschehen war. Ist das hier vielleicht der unfähigste Sklavenhändler der Galaxis? Wieso macht mit dem überhaupt jemand Geschäfte?, wunderte sie sich stumm und begutachtete dann den Inhalt des Datapad. Es handelte sich tatsächlich um die Gesundheitszertifikate der Sklaven.
"Das scheint soweit in Ordnung zu sein", meinte sie langsam, ohne zu sagen: "Auch wenn Sie den Gesundheitscheck scheinbar erst jetzt durchgeführt haben."

Der Sklavenhändler sah aus, als würde es ihn körperlich schmerzen, weiterzulächeln. "Ich weiß nicht, was Sie meinen, es ist doch alles in bester Ordnung", stellte er fest und machte Anstalten, Allena das Datapad wieder abzunehmen, als würde er sie davon abhalten wollen, es genauer zu studieren.

Zaeema beschloss indessen, dass das Fehlen eines generellen Alarmzustands bedeutete, dass Karn gut weggekommen war.

Jetzt wollte der Kerl das Datapad scheinbar auch noch zurück. Allena tat ihm den Gefallen. "Natürlich brauche ich Kopien davon", sagte sie trotzdem, was den Mann vermutlich noch nervöser machen würde.

Während der Sklavenhändler unter Allenas Blick (ganz zu Schweigen von ihrer letzten Aussage) gerade zu schwitzen begann, hatte sich Geroth in ein leeres Büro schleichen können und suchte im Wirrwarr gerade nach dem nächstbesten Datapad.

Was für ein Banthastall. Die Security hier ist auch das letzte.

Nicht, dass ich mich beschwere...

"Das ist doch kein Problem, oder?", meinte Allena zu den schwitzenden Mann. Was war nur los mit diesen Amateuer? Das hier ging alles viel leichter als es eigentlich der Fall sein sollte, aber das war ja eigentlich eher ein Grund zur Freude. Als ich noch eine Jedi war, waren die Sklavenhändler auf jeden Fall ernst zu nehmendere Geschäftsleute und gefährlich noch dazu. Diese Galaxis geht wirklich vor den Nek-Hund.

"Nein, nein, natürlich nicht", versicherte der Sklavenhändler sogleich, obwohl er nicht sehr glücklich darüber schein. "Wollt ihr jetzt noch einmal die Ware begutachten?"

Währenddessen hatte Karn endlich gefunden, was er suchte, und war im Begriff die Zugangsdaten zum Computerkern des Sklavenumschlagplatzes herunterzuladen.

Allena war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee wäre das Büro jetzt schon wieder zu verlassen. Immerhin war es möglich, dass Karn hier noch immer irgendwo herumlief und sie ihm direkt in die Arme laufen würden, wenn sie jetzt losgingen, aber andererseits konnte sie auch nicht zu auffällig Zeit schinden.
"Wenn Ihr sonst keine Dokumente mehr für mich habt...", meinte sie deswegen bewusst vage während sie mit den Schultern zuckte.

Nach einer Zeitspanne, die Geroth wie eine Ewigkeit schein aber doch eigentlich recht kurz war, zeigte dass Datapad an, dass der Datentransfer nun fertig war. Schnell machte sich der Gelegenheitshacker daran, die Verbindung zwischen seinem Gerät und dem Hauptrechner des Sklavenlagers zu kappen.

Im Büro des Sklavenhändlers schüttelte dieser entschieden den Kopf: "Nein, nein, alles in Ordnung, wollt ihr nicht die Ware sehen?"